HBG:
ein überholtes System?

Geschichtlicher Abriss mit
aktuellen Problemstellungen

 

künf

Verbandsgeschichte

 

Mehr als 100 Jahre … und es wurde nie langweilig!

 

Anfang des 20. Jahrhunderts
Der BDK Bund Deutscher Kantinenpächter wird gegründet.
1949
Die Kantinenpächter der kasernierten Polizei organisieren sich im BDK.
1951
Die Kantinenpächter des Bundesgrenzschutzes treten dem BDK bei.
1956
Die Kantinenpächter der Bundeswehr werden vom BDK vertreten.

Die Bundeswehr nimmt Ihre Tätigkeit in Andernach auf. Die Versorgung der Truppe mit Waren des täglichen Bedarfs und Marketender-Waren überträgt man an selbständige Pächter. Dieser Bereich wird künftig zum zentralen Thema der Verbandsarbeit werden.

1972
Der Verband spaltet sich und der VPB Verein der Pächter von Bundeswehrkantinen für den Bereich Bayern wird gegründet.

Der Bund und der BDK erkennen Ende der 60er Jahre, dass die Kantinen der Bundeswehr den Anforderungen der Zukunft nicht gewachsen sind. Es werden verschiedene Modellvorschläge zur Neuregelung des Kantinensystems der Bundeswehr entwickelt. Innerhalb des BDK gibt es zu dieser Zeit unterschiedliche Auffassungen über die Gestaltung des neuen Kantinensystems. Dies führt zur Spaltung des Verbandes:

  • Der BDK will die Kantinenpächter der Bundeswehr als selbständige Unternehmer mit einer eigenen Einkaufsgesellschaft – mit den Pächtern als Kommanditisten und dem Bund als Komplementär – erhalten.
  • Der VPB will eine Einkaufsgesellschaft, die als Generalpächterin agiert, die Kantinen eigenverantwortlich verpachtet und gleichzeitig Hauptlieferant der Kantinen ist. Einkaufs- und Verkaufspreise sollen von der Gesellschaft festgelegt werden. Ein entsprechender Truppenversuch wird mit der KBG Kantinenbetriebsgesellschaft im Wehrbereich IV (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland) und VI (Bayern) durchgeführt.
1975
Der Bund kauft die KBG Kantinengesellschaft.

Aus der KBG Kantinengesellschaft geht die heutige HBG Heimbetriebsgesellschaft mbH mit Sitz in Bonn hervor. Die HBG steuert als Bundesunternehmen, an dem das Bundesministerium der Verteidigung und das Bundesministerium der Finanzen zu gleichen Teilen beteiligt sind, den zentralen Einkauf für alle Kantinen der Bundeswehr. Sie ist im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin nicht mehr Lieferant, sondern nur noch Einkaufsgesellschaft. Die Verkaufspreise werden teilweise festgeschrieben durch das Grundsortiment, das aus Speisen und Getränken besteht, die bundesweit in allen Mannschaftsheimen der Bundeswehr zu gleichen Preisen angeboten werden.

1975
Der VHB Verein der Heimbetriebsleiter von Bundeswehrheimen für die Bereiche Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland wird gegründet.

Es folgt eine weitere regionale Absplitterung vom BDK. Die Mitglieder des VHB befürworteten wie auch die des VPB das System der HBG.

Der BDK vertritt zu dieser Zeit Pächter von Bundeswehrkantinen, von Kantinen der Polizei, des
Bundesgrenzschutzes, von Behörden und der Industrie, während in den anderen beiden Verbänden (VHB und VPB) ausschließlich Pächter von Bundeswehrkantinen organisiert sind.

1980
VPB und des VHB verschmelzen zum BHB Bundesverband der Heimbetriebsleiter von Bundeswehrheimen.

Die Interessen der Pächter der Bundeswehrkantinen werden nach den Absplitterungen durch drei Verbände gegenüber dem Bundesministerium der Verteidigung vertreten. Da die Interessen des VPB und VHB ähnlich gelagert sind, beide favorisieren das System der HBG, schließen sich die Verbände zusammen und gründen den BHB Bundesverband der Heimbetriebsleiter von Bundeswehrheimen.

19. Mai 1992
BDK und BHB werden zum BHK Bundesverband der Heimbetriebsleiter* und Kantinenpächter.

In den folgenden Jahren erfolgt eine Annäherung zwischen BDK und BHB. Die damaligen Vorsitzenden der Verbände, Willy Böhm (BHB) und Rolf Häußler (BDK), deren Vorstandsmitglieder sowie eine Vielzahl der Pächter erkennen, dass die Durchsetzung ihrer Interessen nur gemeinsam möglich und Erfolg versprechend ist.

Es wird eine Kommission aus weitsichtigen und ausgleichenden Mitgliedern beider Verbände gebildet, die die Aufgabe erhalten, die beiden Verbände zusammenzuführen. Die Verhandlungen verlaufen erfolgreich und enden am 19. Mai 1992 in Kassel mit der Verschmelzung beider Verbände zum BHK Bundesverband der Heimbetriebsleiter und Kantinenpächter.

* Bezeichnung der selbständigen Kantinenpächter der Bundeswehr

1992
Der Bund beschließt die staatlich geführte HBG zu privatisieren.

Der BHK vertritt die Interessen der Pächter im Zusammenhang mit der Privatisierung und ist maßgeblich an den Verhandlungen beteiligt. Die Privatisierung wird als Grundlage für eine bessere Zukunft des Berufsstandes gesehen.

1995
Die HBG wird privatisiert, ein Pächterkonsortium kauft dem Bund die Gesellschaft ab.

Als Rechtsform wird die GmbH & Co. KG gewählt. Die Pächter sind seit der Privatisierung die Kommanditisten der HBG. Sie führen die Gesellschaft eigenverantwortlich unter Berücksichtigung der Auflagen des Bundesministeriums der Verteidigung, die der Gesellschaft insbesondere zum Schutz der sozial schwächer gestellten Wehrpflichtigen auferlegt werden.

30. Juni 2000
Der BHK wird in BdK Bundesverband der Kantinenpächter umbenannt.

Da der Verband sein Aufgabenfeld nicht nur innerhalb der Bundeswehr angesiedelt sieht, sondern auch in der freien Wirtschaft, in der Industrie und bei Behörden wird die Umbenennung in BdK Bundesverband der Kantinenpächter beschlossen.

2000 bis 2010
Der BdK unterstützt die Kantinenpächter der Bundeswehr im Zuge der strukturellen Veränderungen der Bundeswehr und setzt sich für die Neugestaltung des Kantinensystems ein.

Die Einführung der Mitbestimmung durch die Personalvertretungen beschränkt das freie wirtschaftliche Handeln der Pächter. Die Reduzierung der Truppenstärke, Standortschließungen, zunehmende Auslandseinsätze sowie das Aussetzen der Wehrpflicht stellen das Kantinensystem und die selbständigen Kantinenpächter vor große Herausforderungen.

Seit 2001
Der BdK setzt sich für die Anpassung des Kantinensystems an die neuen Herausforderungen ein.

In Zusammenarbeit mit der HBG werden Gastronomiekonzepte entwickelt und dem Bund vorgestellt.

2018
Die Mitbestimmung über das „freie“ Sortiment in den Kantinen wird aufgehoben.

Der BdK erreicht durch Verhandlungen mit dem Bund, dass das Sortiment außerhalb des Grundsortiments künftig nicht mehr der Mitbestimmung hinsichtlich Sortiments- und Preisgestaltung unterliegt.

2019
Der BdK vertritt die Interessen der Kantinenpächter bei der Abwicklung der HBG.

Die Neuausrichtung des Kantinensystems wird beschlossen. Eine zentrale Einkaufs- und
Dienstleistungsgesellschaft wie die HBG ist künftig nicht mehr vorgesehen. Die erfolgreich privatisierte Gesellschaft wird zum 31. Dezember 2021 abgewickelt.

Es wird jedoch weiterhin eine Anzahl von privatgeführten Bundeswehr-Kantinen geben. Die
bewirtschaftete Betreuung wird ab Januar 2022 wieder unter der Regie von BMVg und
Verpflegungsamt – ohne Unterstützung der HBG – organisiert.

In der Vergangenheit wurden Betriebe an kleinen Standorten, die nicht rentabel arbeiten können, aus einem Solidarfonds unterstützt, in den Teile der Umsätze aller Pächter geflossen sind.

In Zukunft wird es solche Unterstützungsleistungen nicht mehr geben. Da fragt man sich, wie die flächendeckende Betreuung dann sichergestellt wird. Oder ist es gar gewollt, dass kleine, von Pächtern bewirtschaftete Betriebe schließen, um dort dann Kantinen nach dem Muster “Kasino 2019+” zu errichten. Diese Betriebe erhalten keine Subventionen, sondern Vergütungen für “zu erbringende Leistungen”. Die künftigen Vergütungen sind deutlich höher als die bisherigen, selbsterwirtschafteten Subventionszahlungen und werden aus Haushaltsmitteln, also letztendlich vom Steuerzahler, finanziert.